Die Sekund - oder wenn Disharmonie zur Harmonie wird

In der Musik gibt es den Fachbegriff der Intervalle. Das ist der Abstand zwischen zwei Tönen. Die Sekund, das definierte Intervall von einem Ton der Tonleiter zum daneben liegenden, praktisch z.B. von c nach d.

Am vergangenen Wochenende ließ ich mich auf die Erfahrung der Improvisation mit Tönen und Klängen ein.
Eine Höraufgabe war es, sich auf die Hör- und Wahrnehmungserfahrung der Sekund einzulassen. Dazu arbeiteten wir mit dem Metallophon und den Stäben c,d und der Oktav (= 8 Töne höher).
Aufgabe: Spielt mit den beiden Tönen! Denkt nicht dabei, welche Reihenfolge, welche Tonlänge, laut oder leise, sondern bringt die Töne zum Klingen.
Wir waren 15 Teilnehmer und ich dachte mir: "Was wird daraus entstehen?" Ja nach den ersten Versuchen spürte ich die Disharmonie des Zusammenklangs, denn beide erschaffen ja einen Raum und klingen für sich. Die Besonderheit im Spiel mit dem Metallophon ist der Nachhall, der Nachklang der Töne, denn die Stäbe schwingen sehr lange.
Irgendwann war das Denken vorbei und ich hörte nur mehr. Ich hörte eine Saite des Cembalos  und des Klaviers, die immer in Dialog gingen und mitschwangen, sich einbrachten in den Klangraum des Metallophons. Theoretisch leicht erklärbar, denn ausgesendete Schwingung wird dann hörbar, wenn das Medium, in diesem Fall die Saite des Cembalos zum Mitschwingen beginnt.

Der Raum war nach einer Weile gefüllt mit Tönen, alles schwang hörbar und unhörbar in der Grundschwingung der beiden Töne.
Die Disharmonie war spürbar und ich versuchte mich nicht mehr dagegen zu wehren und sie als solche zu bezeichnen. Ich ließ den tiefen Ton in mir schwingen, bis ich das Gefühl hatte ich bin dieser Ton. Dann begann ich bewusst den zweiten Ton aufzunehmen und legte ihn wie einen Klangteppich über den ersten Ton drüber und plötzlich schwangen beide Töne in mir und ich hatte ein Bild.
Die beiden Töne symbolisierten Mann und Frau für mich. Die Verschiedenheit in ihnen, die Dualität. Ich lasse mich auf meinen Ton ein, nehme ihn als meine Schwingung an, lasse sie klingen, bringe sie zum Klingen, gebe ihr Raum. Ein zweiter Ton beginnt hörbar neben mir zu schwingen, nimmt sich den Raum den er braucht, geht in Resonanz zu mir und die Schwingungen verbinden sich, werden zur gefühlten Harmonie.


Diese beiden nebeneinander liegenden Töne, sie klingen nach Disharmonie, nach Gegensatz, wenn man sich darauf einlässt werden sie zur Harmonie, obwohl die Grundstruktur erhalten bleibt. 

 

 

Ich erinnerte mich an eine Bildbeschreibung von einer Bergkette:
"Die Welt teilt sich in oben und unten, in Licht und Schatten, in Wärme und Kälte, wodurch die Gedanken - die erahnten Gegensätze sich freundlich zu verbinden suchen und schließlich zur schönsten Verbindung von Gegensätzen finden: Mann und Frau ...."

4.3.2013

Kommentare: 1
  • #1

    Wolfgang Wallner-F. (Dienstag, 10 März 2015 12:32)

    DIE MUSIK IN UNS - IN MIR hat mir sehr gefallen. Das heißt nicht, dass mir sonst nichts gefiel, im ersten Augenschein sogar sehr viel. Liebe Grüße Wolfgang